Die Geschichte der Grube Ensdorf – Anlage Duhamel

Bergwerk Schwalbach

1815 fand Graf von Beust ein Bergwerk Schwalbach vor, das aus einem Stollen bestand, mit 50 Mann belegt war und jährlich 5.000 Fuder (1 Fuder=30 Zentner) Kohlen förderte. 1817 eröffnete der Preußische Bergfiskus auf dem Schwalbacher Flöz bei Herchenbach eine neue Grube, die 1818 den Namen „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ erhielt.

Namensgeber war der damalige Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. (1840-1858). In der Folgezeit wurde die Grube Schwalbach zur Tiefbauanlage ausgebaut, die Grube Herchenbach hingegen stellte 1827 den Betrieb ein. Der Name Kronprinz Friedrich Wilhelm ging daraufhin auf die Grube bei Hirtel und auf die 1826/28 abgeteuften Schwalbacher Schächte, die ersten seigeren (vertikalen) Schächte im Staatsbergbau an der Saar, über.

1833 begannen die Arbeiten am Ensdorfer Stollen. Dieser 2.350 m lange, 1842 in Betrieb gegangene Kohlentransportstollen, verband den Förderstandort mit der Kohlenniederlage an der Saar. Hier benutzte Markscheider Prediger 1836 zur Gegenortmessung erstmals auf dem europäischen Kontinent einen Grubentheodoliten (Winkelmeßgerät). 1857 war der Eisenbahnschacht (später: Griesbornschacht) in Arbeit. Am 1. April 1861 lief der erste Kohlenzug von Griesborn zur Kohlenniederlage Ensdorf. 1866 wurde der Ensdorfer Schacht von der Sohle des Ensdorfer Stollens 8 7/8 Lachter (1 Lachter= 2,0924 m) hochgebrochen, danach zur 7. Sohle abgeteuft und zur Förderung eingerichtet. In den folgenden Jahrzehnten wurden die bestehenden Schächte teils tiefer geteuft, teils teufte man weitere Schächte neu ab. 1920 benannte die neue französische Grubenverwaltung die Grube Kronprinz Friedrich Wilhelm in Grube Griesborn um.

Bild zu Text Geschichte Zerstšrter Saarsch acht nach dem Krieg 1

Der 1913 in Ensdorf angesetzte Saarschacht hieß nun Duhamelschacht. Bis 1925 entstanden dort imposante Tagesanlagen, die im Wesentlichen noch heute bestehen. Am 1. Januar 1925 teilte man die Grube Griesborn in die selbstständigen Gruben Griesborn und Duhamel auf. Von der Deutschen Verwaltung wurden 1936 der Elmschacht und 1942 der Schacht Morgenstern abgeteuft.

Bild zu Text Geschichte Saarschacht Wiederaufbau 1949

1957 wurden die Felder der Gruben Griesborn und Duhamel wieder zusammengelegt und nunmehr Grube Ensdorf genannt. 1972 schloss die Grube Ensdorf mit einer Untertageleistung von 6.256 kg pro Mann und Schicht zur Spitzengruppe der leistungsfähigsten Bergwerke in Europa auf. 1976 war die Grube Ensdorf als erste Grube in Europa vollständig mit Schildausbau ausgerüstet.

Im August 1977 erreichte das Bergwerk als erste Tiefbaugrube in Europa eine Untertageleistung von 12.334 kg/MS. Die Grube Ensdorf hat viele Spitzenleistungen erbracht, so im Auffahren von Strecken oder im Abteufen von Schächten. 1981 war Teufbeginn am Nordschacht, 1984 am Südschacht. Die Inbetriebnahme der beiden Nebenanlagen erfolgte in den Jahren 1987 bzw. 1986. Das Bergwerk Saar schließlich entstand zum 1. Januar 2004 durch die Zusammenführung der beiden Bergwerke Warndt/Luisenthal und Ensdorf zu einer organisatorischen Einheit. Am 17. Juni 2005 stellte das frühere Verbundbergwerk Warndt/Luisenthal die Steinkohlenförderung ein, am 1. Januar 2006 legte man den Verbund West in Gänze still. Seither stellte das „Bergwerk Saar“ die Fortführung der ehemaligen Grube Ensdorf dar. 2007 betrug seine verwertbare Förderung rund 3,5 Mio t Flammkohle. Nach der Erderschütterung vom 23. Februar 2008 beschloss die RAG Deutsche Steinkohle das Ende der Förderung in 2012. In Umsetzung dieses Beschlusses wurden am 30. Juni 2012 auf dem Bergwerk Saar im Rahmen einer „Mettenschicht“ die letzten Saarkohlen gefördert.

Woher kommt der Name Duhamel?

Jean-Baptiste Guillot-Duhamel (1767 – 1847) gilt als der prominenteste Repräsentant der Napoleonischen bergbaulichen Aktivitäten an der Saar im Zeitraum zwischen 1793 und 1815. Mit Dekret vom 12. Februar 1802 hatte Napoleon die Einrichtung von zwei sogenannten praktischen Bergschulen in Frankreich angeordnet. Eine entstand in Pezey / Departement Mont-Blanc, die andere in Geislautern an der Saar. Die speziellen Zielsetzungen der im Jahre 1807 gegründeten Geislauterner „Ecole pratique des Mines“ waren die Untersuchung der Kohlenlagerstätten des Saardepartements, die Vorbereitung der Erteilung von Konzessionen sowie die Ausbildung von Bergschülern. Generaldirektor und „Ingenieur en Chef“ Jean-Baptist Guillot-Duhamel war zum Leiter der Geislauterner Einrichtung bestimmt worden. Diese trug – trotz ihres nur kurzen Bestehens – entscheidend dazu bei, dem Bergwesen an der Saar über die Einführung des „Kunstgerechten Bergbaus“ neue ökonomische Grundlagen und Perspektiven zu verleihen.

1792 betrug die Steinkohlen-Jahresförderung der Saargruben erst ca. 50.000 Tonnen. Längerfristiges Ziel der französischen Bergverwaltung war es, die Fördermengen durch den gezielten Einsatz von „Technik“ zu erhöhen. In Ausführung eines kaiserlichen Dekrets vom 13. September 1808 wurde das gesamte saarländische Grubenfeld erstmalig in Gänze rißlich festgestellt und nach den Grundsätzen des Französischen Berggesetzes vom 28. Juli 1791 in einzelne Konzessionsfelder aufgeteilt. 60 solcher Konzessionskreise waren vorgesehen. Schon am 05. April 1810, nach eben neun Monaten, konnten Jean-Baptiste Duhamel sowie Beaunier und Calmelet („Ingenieur du Corps Imperial des mines“), die Duhamel an die Geislauterner Bergakademie gefolgt waren, die Fertigstellung des „Altas des Concessions du Terrain de Houiller de la Sarre“ (Saarkohlen-Atlas) nach Paris melden. Der „Duhamel-Atlas“ ist ein hervorragendes Werk französischer Markscheidekunst, das für den saarländischen Bergbau im 19. Jahrhundert wertvolle Grundlagen zur Erschließung der Lagerstätten und zum effektiven Abbau der Steinkohlenflöze zwischen Geislautern und Neunkirchen geliefert hat. Darüber hinaus legt er Zeugnis ab von der hervorragenden Ausbildung, die den Bergbaustudierenden an der „Ecole des Mines de Paris“ und somit auch in Geislautern zuteil geworden ist.
(Delf Slotta, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr – MWAEV)